Ich bin davon überzeugt, dass sich jeder von uns schon mal dabei ertappt hat, wie er/sie auf das Display (egal ob Smartphone, Tablet oder Computer) des Nebensitzers oder der Nebensitzerin geschaut hat. Eine Angewohnheit, die wir uns im digitalen Zeitalter angewöhnt haben. Ist irgendwo ein Display zu sehen, dann ist man neugierig und schaut auf dasselbe. Die Frage ist: Ist dies unhöflich, auch wenn es keiner sieht. Ja, ist es!!! Wie oft habe ich schon erzählt bekommen, wie unwohl sich Menschen in ihrem Büro fühlen, wenn die Kollegen ungefragt auf die „persönliche“ Seite des Schreibtischs kommen und auf den Bildschirm starren. Das sollte man nicht machen. Daher denke ich, man kann von einer neuen Form der Intimdistanz des IT-lers sprechen.
Die Distanzzonen eines Menschen wurden bereits in unterschiedlichen Arbeiten mehrfach definiert . An dieser Stelle eine Referenz auf den Business Knigge. Nach dem Business Knigge existieren vier Distanzzonen oder Intimsphären des Menschen.
- Die öffentliche Zone
- Die soziale Zone
- Die persönliche Zone
- Die intime Zone
Die intime Zone wird normalerweise nur von Freunden oder engen Bekannten betreten. Die Zone umfasst einen Umkreis von 0,5 Metern um den Menschen. Sitzt dieser Mensch aber vor einem Computer, so befindet sich dieser Computer bzw. dessen Display häufig in einem Abstand von über 0,5 Metern. Entsprechend kann das Display abgelesen werden, auch wenn man der das Display besitzenden Person gar nicht zu nahe kommt. An dieser Stelle setzt meine Theorie an: Es bedarf einer Art Ausweitung der Intimsphäre, die sich darauf bezieht, dass das Display zur intimen Zone gehört, auch wenn es aus der persönlichen Zone heraus abgelesen kann (Ich lasse Menschen, die sich zum besseren Lesen des Displays noch leicht über die Schulter des „Schreibenden“ beugen, mal außen vor.). Diese Ausweitung der Distanzzone existiert und es bedarf einer Sensibilisierung der Bevölkerung hinsichtlich der genannten Ausweitung. Manche Hersteller sensibilisieren bereits, indem sie Laptopdisplayfolien herstellen, die ein Ablesen des Displays ab einem bestimmten Winkeln verhindern. Auch Arbeitnehmer selbst sensibilisieren, indem die Büros meist derart ausgerichtet sind, dass der Bildschirm beim Vorbeilaufen durch die offene Tür nicht abgelesen werden kann. Vielleicht sollte jeder mehr darüber nachdenken und sich ins Gedächtnis rufen, dass das Ablesen eines fremden Displays nicht höflich ist.
Beobachten Sie sich mal selbst, wenn Sie das nächste Mal im Zug sitzen. Wird irgendwo ein Display aufgeklappt oder ein Smartphone aus der Tasche geholt, dann schaut man gerne mal auf das Display des/der Fremden.