Es gibt Tage, da starrt man nicht einfach nur ins Leere – man betreibt aktives Zeitverdunsten. Der Kalender ist voll, der Kopf leer, und das einzige, was sich bewegt, ist der Ladebalken von Outlook. Willkommen im echten Leben. Berufliches Dösen mit Arbeitsvertrag.
Manche nennen das „ruhige Phasen“. Andere sagen: „Ich hab gerade keine spannenden Projekte.“ Ich nenne es: professionelle Sinnleere. Und das Beste daran? Sie ist gut getarnt. Sie versteckt sich in Excel-Tabellen, PowerPoint-Folien und dieser einen E-Mail, die seit drei Tagen in deinem Entwurfsordner vergammelt, weil du weißt: Niemand wird sie lesen. Nicht mal du.
Die heimliche Gefahr des gepflegten Nichtstuns
Psychologen behaupten, dass Langeweile ungesund ist. Da sei ein erhöhtes Risiko für Depressionen, Fehleranfälligkeit und Jobflucht. Ach was. Ich behaupte: Das ist evolutionär. Wer fünf Stunden am Tag so tut, als würde er arbeiten, während innerlich die Tetris-Musik spielt, der entwickelt irgendwann Überlebensstrategien. Die einen meditieren heimlich auf der Toilette. Andere führen tiefsinnige Gespräche mit der Kaffeemaschine.
Und dann gibt es da noch die Königsdisziplin: so beschäftigt aussehen, dass niemand merkt, wie egal dir gerade alles ist. Körpersprache: 110 %. Inhalt: nicht messbar.
Meetings als Endgegner der kognitiven Aktivität
Der absolute Showstopper im Büroalltag ist und bleibt das Meeting. Ein Raum voller Menschen, die gemeinsam versuchen, nichts zu entscheiden, aber trotzdem 60 Minuten dafür brauchen. Manchmal sogar 90. Die eigentliche Agenda? Warten, bis jemand anderes etwas Schlaues sagt. Spoiler: Passiert nicht.
Besonders gefährlich ist das sogenannte „Status-Update“. Eine Mischung aus betreutem Vorlesen und kollektivem Gähnen. Danach fühlt man sich nicht nur leer, sondern leicht entmenschlicht. Und trotzdem gibt’s Leute, die danach sagen: „Das war produktiv.“
Die wahre Superkraft: sich langweilen und dabei nicht durchzudrehen
Ich sage: Wer es schafft, sich regelmäßig zu langweilen und dabei weder seine Kündigung schreibt noch anfängt, in Comic Sans E-Mails zu verschicken – der ist nicht faul. Der hat eine bemerkenswerte Form von psychischer Robustheit. Oder ist innerlich schon tot. Beides respektabel.
Denn das eigentliche Problem ist nicht die Langeweile. Sondern dass wir so tun, als sei sie ein Betriebsunfall. Dabei ist sie oft das Ergebnis perfektionierter Strukturen, die auf maximale Kontrolle, minimale Überraschung und null Leidenschaft setzen.
Fazit? Gibt’s keins. Nur einen Tipp:
Wenn du das nächste Mal wieder auf den Monitor starrst und dich fragst, wie du hier gelandet bist – mach dir bewusst: Das System funktioniert genauso, wie es soll. Und du bist Teil davon. Gratuliere.
Oder du gehst einfach mal zehn Minuten raus. Frische Luft. Echte Welt. Vielleicht ist da draußen ja noch was anderes als PowerPoint und Zweckoptimismus.