Ich bin sehr viel mit dem Auto unterwegs und fahre in diesem Zusammenhang auch sehr viel auf einer der Autobahnen Deutschlands mit der drittplatzierten täglichen Verkehrsstärke im nationalen Vergleich – der A8. Eine interessante Entwicklung fällt mir auf der Straße auf, die sich meiner Meinung nach in der Gesellschaft widerspiegelt.
Der Fahrtrichtungsanzeiger – eine vergessene Dienstleistung der anderen gegenüber
Kennen Sie noch den Fahrtrichtungsanzeiger [1]. Er sollte, so habe ich es zumindest in der Fahrschule noch gelernt, als Ankündigung eines Abbiegevorgangs oder eines Spurwechsels dienen. Auch sollte man sich einen Überblick von der Situation verschaffen, bevor der Vorgang durchgeführt wird. Dies kann ich nur noch selten beobachten. Meist wird der im Volksmund genannte Blinker einfach nur kurz vor dem Spurwechsel betätigt, wenn überhaupt, und dann wird gewechselt. Ganz nach dem Motto: Du siehst doch dass ich jetzt ausschere, ich habe doch geblinkt! Viel eher wird darauf vertraut, dass der überholende Wagen auf der anderen Spur möglichst die Leistung des Abbremsen und der Toleranz gegenüber dem/der anderen Fahrer/in erbringt. Kann man in diesem Fall vielleicht sogar von einer Dienstleistung sprechen, die wir einfach so nutzen weil wir denken, sie steht uns zu.
Diese Entwicklung des: Es steht mir doch zu, weil…; Ich darf das, weil… kann man im alltäglichen Leben immer häufiger beobachten. Die Jugendlichen möchten in der Bahn mit ihrem Smartphone laut Musik hören, weil sie den Fahrtpreis bezahlt haben. Der Konzertbesucher fordert eine zweistündige Performance des Künstlers mit exakt dem Line-Up, welches er sich gewünscht hat, andernfalls ist er mit dem hohen Ticketpreis nicht einverstanden usw.
Die Sportveranstaltung als Dienstleistung des Sportlers für den Zuschauer
Am besten spiegelt sich die Entwicklung bei den in Deutschland zahlreichen Fußballfans wider. Ich habe für das Ticket bezahlt und deshalb möchte ich eine Top-Leistung sehen!!! Ich darf mich dann auch daneben benehmen, weil…
Vielleicht sollten wir bei der Nutzung einer Dienstleistung immer darüber nachdenken, was die Dienstleistung umfasst. Der Überholende bremst nur, weil er das Verhalten eigentlich auch von mir erwarten würde. Ein Ticket für das Fußballspiel beinhaltet das Erlebnis des Schauens des Spiels und nicht den Garant für das positive Endergebnis aus Sicht des Fan.
Ich bin davon überzeugt, dass Deutschland keine Servicewüste ist, sondern dies leider ledigich von den Nutzern der Dienstleistung – den Bürgern – so wahrgenommen wird. Daher sollte man mal nachdenken, wie sich die vorherigen Kunden an der Kinokasse zum Verkäufer verhalten haben, wenn man mal nicht SO freundlich bedient wird. Ich werde da mal weiter drüber nachdenken!