Ich lese gerade sehr häufig Kritik über unser Bildungssystem. Querdenker werden vom System nicht gefördert. Soft-Skills werden viel zu wenig geschult, obwohl die Unternehmen der Zukunft doch den handwerklich-begabten Unternehmensberater mit Fach-Expertise und Gründungserfahrung benötigen. Diese/r Mitarbeiter/in soll eigentlich selbstständige/r Unternehmer/in sein, der/die trotzdem für das Unternehmen arbeitet (vgl. Anja Förster, Peter Kreuz – Hört auf zu arbeiten). Doch kann man das Bildungssystem hinsichtlich dem fehlenden Ausbildungszweig „Alleskönner“ kritisieren? Besteht dann nicht auch die Gefahr des Alles können und nichts richtig? Ist vielleicht auch die Erziehung durch die Eltern, die in der Leistungsgesellschaft gefangen sind, ein Ansatzpunkt? Oder ist es die Gesellschaft selbst, die durch neue Auflagen, Regeln, Gesetze und Verbote die Freiheit zur Entfaltung nimmt.
Sind vielleicht die jungen Köpfe einfach mit der Reizüberflutung der Gegenwart überfordert, möchten es aber nicht zugeben und werden in der Selektion nicht unterstützt? Eine diese Theorie evtl. unterstützende Tatsache, ist die Flucht der Jugendlichen in den „Komasuff“ (Auf dem Stuttgarter Frühlingsfest gehört inzwischen die Mehrheit der Besucher in den Zelten der jüngeren Generation an). Vielleicht versuchen junge Menschen auf diese Art zu vergessen und abzuschalten?
Ich behaupte, sowohl Bildungssystem als auch Gesellschaft tragen eine Mitschuld. Da wir aber das Bildungssystem nicht von heute auf morgen ändern können, sollte die Gesellschaft sich evtl. Gedanken über die nächste Generation machen.
Sind vielleicht die Jugendlichen einfach mit unseren veralteten Art und Weise des Lebens nicht mehr vertraut? Die jüngere Generation organisiert sich in Flashmobs, hat ihr eigene Abkürzungssprache (vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Abk%C3%BCrzungen_(Netzjargon) ), nutzt Facebook-Fehler für eine neue Art der Party, etc.. Vielleicht sollte man diese Generation nicht bewerten und mit der unseren vergleichen, sondern mit ihr kooperieren und von ihr lernen.
Ich für meinen Teil bin fasziniert, wenn ich junge Menschen kommunizieren sehe. In einer Geschwindigkeit werden Informationen ausgetauscht und über Interfaces wie eine Smartphone-Tastatur so schnell eingegeben wie andere nicht mal mit einer normalen Tastatur schreiben können. Kulturelle Grenzen gibt es nicht, Mobilfunknummern werden teilweise „Fremden“ gegeben und man tauscht sich mal aus. Es werden neue Formen einer effizienteren Sprache entwickelt, die abwertend als Jargon (s.o.) bezeichnet wird. Mittels dem Internet besitzen die sogenannten Digital Natives die Welt-größte Bibliothek und sind im Nachschlagen unfassbar schnell. Sie eignen sich Wissen nicht mehr explizit an, sondern kennen die effizientesten Wege zum Wissen. Das macht sie besser, schneller, höher, weiter. Und genau hier sollte die ältere Generation ansetzen. Wir sollten die Digital Natives analysieren und feststellen, in welcher Form Unternehmen/Schulen/Eltern und die Gesellschaft dieser Generation lernen können und dieser Generation aufgrund unserer Erfahrung in der Selektion und der Reizüberflutung helfen könne.
Ich werde dies weiter beobachten und muss mir unbedingt mehr Abkürzungen aneignen.
BB und BBS
Stefan
EOT