Emotionale Intelligenz: Warum Kinder, Streit und Zuhören mehr mit dir zu tun haben als dir lieb ist

Manchmal frage ich mich, wann wir eigentlich verlernt haben, normal mit Gefühlen umzugehen. Vermutlich irgendwo zwischen dem ersten Teams-Meeting mit 20 PowerPoint-Folien und dem dritten passiv-aggressiven Kommentar auf LinkedIn. Dabei war das mal einfacher. Zum Beispiel als Kind.

Kinder als emotionale Profis (ja, wirklich)

Kinder weinen, schreien, lachen – oft alles in fünf Minuten. Sie sind wie wandelnde Gefühlsexplosionen mit kurzen Beinen. Und weißt du was? Das macht sie erstaunlich gesund. Studien zeigen: Kinder, die ihre Emotionen ausdrücken dürfen, sind später psychisch stabiler. Kein Wunder – sie tragen ihre Wut nicht wochenlang mit sich herum, sondern schreien einmal durchs Wohnzimmer und bauen danach einen Turm aus Bauklötzen.

Was Erwachsene davon lernen können? Vielleicht nicht das mit dem Schreien, aber das mit dem Benennen von Gefühlen. Wer merkt, dass er wütend ist, bevor er in eine E-Mail „Mit freundlichen Grüßen“ schreibt und „Sie inkompetenter…“ denkt, ist emotional klar im Vorteil.

Zuhören: Schwerer als es klingt

Zuhören ist wie Sport: Alle denken, sie können’s – aber die meisten machen es falsch. Statt wirklich zuzuhören, planen wir beim Reden des anderen schon unsere Antwort. Oder den Einkaufszettel. Oder den nächsten Karriere-Schritt.

Dabei ist echtes Zuhören ziemlich einfach: Klappe halten, Blickkontakt, nicken – und nicht heimlich aufs Handy schauen. Menschen spüren, ob du sie ernst nimmst. Und im Gegensatz zu deinem letzten Präsentationstool sind sie dann auch bereit, sich zu öffnen. Ein guter Deal, oder?

Konflikte: Der kleine Bruder vom Beziehungsende

Konflikte sind wie Zahnarztbesuche: unangenehm, aber auf Dauer unvermeidlich. Leider behandeln viele sie wie ein Tennismatch: Du gegen ich – und wer zuerst laut wird, verliert weniger.

Dabei wäre eine andere Herangehensweise hilfreich: erst verstehen, was dich wirklich triggert. Spoiler: Es ist fast nie das schmutzige Geschirr oder die falsche E-Mail-Anrede. Es ist oft ein Bedürfnis, das nicht erfüllt wird – Nähe, Respekt, Kontrolle. Wer das erkennt, kann anders reagieren. Oder wenigstens nicht direkt explodieren.

Schema F: Warum dein Hirn manchmal rückwärts fährt

Unser Gehirn denkt effizient. Leider nicht immer intelligent. Es greift auf „Schemata“ zurück – Muster, die aus früheren Erfahrungen stammen. Wer zum Beispiel als Kind gelernt hat, dass Kritik gleich Liebesentzug bedeutet, hört auch heute in jedem „Kannst du das anders machen?“ einen Angriff auf die persönliche Integrität.

Das Problem: Die Vergangenheit hat zwar WLAN, aber keine Relevanz für jede Situation. Wer merkt, dass er gerade mit 10 Jahre alten Gefühlen reagiert, kann sich entscheiden, mal etwas Neues zu probieren. Vielleicht sogar zuhören. Oder nachfragen. Revolutionär, ich weiß.

Argumentieren: Mit Logik kommst du nicht weit

In Diskussionen zählen Fakten – theoretisch. Praktisch zählen Tonfall, Körpersprache und ob du vorher nett warst. Studien zeigen: Wer empathisch argumentiert und mit Gemeinsamkeiten beginnt, wird eher gehört. Wer dagegen sofort sagt, dass der andere falsch liegt, darf sich auf ein verbales Fegefeuer einstellen.

Also, kleiner Tipp: Wenn du jemanden überzeugen willst, tu so, als würdet ihr dasselbe Team tragen. Zumindest bis zur Halbzeit.

Fazit: Emotionale Intelligenz ist das, was wir alle dringend nötig hätten

Gefühle sind keine Schwäche. Sie sind wie WLAN – unsichtbar, aber entscheidend. Und wie bei schlechtem Empfang lohnt es sich, mal die Verbindung zu prüfen: zu sich selbst und zu anderen.

Zugegeben, das klingt nach Arbeit. Ist es auch. Aber es macht das Leben ein bisschen leichter. Oder zumindest weniger anstrengend.

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