Wenn der Kopf einfach mal nervt
Du kennst das: Es ist Montagmorgen, der Wecker klingelt zu früh, der Kaffee schmeckt wässrig, und du merkst schon beim Zähneputzen, dass du auf nichts Lust hast. Noch bevor du das Haus verlässt, hat dein Gehirn die erste Runde Grübeleien hinter sich. Und dann kommt sie – diese gut gemeinte Stimme: „Komm, denk positiv!“
Als ob sich damit irgendwas ändern würde.
Tatsache ist: Negative Gedanken sind normal. Die gehören zum Leben wie Steuerbescheide und schlecht gelaunte Kassierer. Du kannst sie ignorieren, klar – aber meistens kommen sie dann doppelt zurück. So funktioniert das Hirn nun mal. Je mehr du etwas wegdrücken willst, desto präsenter wird’s.
Und das ist gar nicht so schlecht. Diese Gedanken sind nicht per se böse. Sie zeigen dir, dass irgendwas gerade nicht rund läuft. Vielleicht bist du gestresst, vielleicht überfordert – oder du brauchst einfach mal wieder einen Tag ohne Termine. Der Punkt ist: Sie wollen dir meistens etwas sagen. Nicht zuhören bedeutet, an der falschen Stelle die Ohren zuzumachen.
Schönreden bringt’s auch nicht
Natürlich kann positives Denken helfen – keine Frage. Es gibt Tage, an denen tut ein bisschen Optimismus gut. Aber es gibt eben auch Momente, in denen dieses ständige „Alles wird gut“-Mantra nur noch nervt.
Du hast zum Beispiel ein wichtiges Gespräch verhauen. Statt dich kurz zu ärgern oder daraus zu lernen, sagst du dir direkt: „Das Universum hat bestimmt was Besseres mit mir vor.“ Nett gedacht, aber vielleicht auch einfach nur ein Trick, um sich nicht mit dem eigenen Anteil am Ergebnis zu beschäftigen.
Oder du bist in einer Beziehung, die sich irgendwie im Kreis dreht. Statt mal offen anzusprechen, was stört, denkst du: „Ach, wird schon wieder.“ Wird’s vielleicht – oder auch nicht. Positiv denken heißt eben nicht, alles zu schlucken und sich dabei selbst zu verlieren.
Was wirklich hilft
Du musst deine negativen Gedanken nicht lieben. Aber du musst auch nicht gegen sie kämpfen, als wären sie der Feind. Oft reicht es schon, sie wahrzunehmen und zu sagen: „Aha, da bist du wieder.“ Ohne Drama.
Beispiel: Du hast einen Fehler gemacht und denkst sofort, dass du komplett unfähig bist. Statt dich darin zu wälzen oder dir krampfhaft einzureden, dass du toll bist, versuch’s mal mit einem einfachen: „Okay, war blöd – was kann ich beim nächsten Mal besser machen?“ Das ist ehrlicher als positives Geseiere und hilfreicher als destruktives Grübeln.
Oder du fühlst dich auf einer Veranstaltung fehl am Platz. Statt zu denken: „Ich gehöre hier nicht hin“, frag dich lieber, ob du gerade wirklich ausgeschlossen wirst – oder ob dein innerer Kritiker gerade wieder zu laut ist.
Fazit? Du musst nicht ständig strahlen. Aber du darfst auch hinschauen, wenn’s gerade nicht rund läuft. Gedanken kommen und gehen – das gilt für die schlechten genauso wie für die guten. Und manchmal ist es okay, einfach zu sagen: „Heute ist’s halt nicht mein Tag.“ Ohne Drama. Ohne Selbstoptimierung. Einfach nur ehrlich.