Warum wir von unseren Kinder die perfekte Digitalisierung lernen können.
Digitalisierung hat sehr viel mit Erziehung und dem Verständnis für das Verhalten anderer Menschen zu tun. Nur wenn wir die Menschen untereinander besser verstehen und uns offen gegenüber Veränderungen und Neuem zeigen, werden wir erfolgreich digitalisieren.
Ich habe vor kurzem von meinem Coach im Zusammenhang mit der Analyse von Führungskräften eine sehr tolle Frage gestellt bekommen:
Was haben Führungskräfte und Eltern gemeinsam?
Ich hatte keine Ahnung.
Beide besitzen keine Ausbildung.
Der Satz hat mich beschäftigt und ich habe mir Gedanken gemacht, was dies für die Digitalisierung und das Zusammenarbeiten im Unternehmen zwischen Mitarbeiter/innen, Führungskräften, Digitalisierungsexperten/innen und solchen, die es noch werden wollen und natürlich auch den Mitarbeitern/innen, die keine Lust auf Digitalisierung haben, bedeutet.
Was passiert in der Erziehung eines jungen Menschen?
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Erziehung und die damit einhergehende Wertevermittlung an unsere Kinder bzw. die Generation, die nach uns kommt. Die maßgeblichen Beteiligten sind die Eltern des jungen Menschen, jedoch erziehen nicht ausschließlich diese Bezugspersonen das jeweilige Kind. Verhaltensweisen werden vom gesamten Umfeld eines Kindes von Kita-Erziehern/innen, Kindergarten-Erzieher/innen, Lehrern/innen, Trainern/innen, anderen Kindern, Omas und Opas, etc. an junge Menschen herangetragen und von diesen beobachtet und ggf. adaptiert. Kinder erhalten hierbei eine Vielzahl an Werten und finden für sich die optimale Kombination. Maßgeblich sind hier bestimmt die Eltern, weil diese auch sehr viel Zeit mit ihrem Kind verbringen. Im Einzelfall kann entsprechend die Vielzahl der wertevermittelnden Personen auch einen Konflikt bei der Adaption erzeugen, weil alle unterschiedliche Werte vermitteln möchten und das Kind die für sich passenden Werte herausfinden muss.
Wie findet eine Validierung statt?
Validiert werden die vermittelten Werte als auch Verhaltensweisen entweder mit einem Vertrauensvorschuss, den die vermittelnde Person beim Kind genießt (in diesem Fall wird die Verhaltensweise anstandslos adaptiert) oder falls dieser Vorschuss nicht vorhanden ist, wird die Verhaltensweise zunächst ausprobiert, um sich einen eigenen Eindruck zu verschaffen.
Ein derartiges Ausprobieren führt bei den Wertevermittlern oft zu Unverständnis bzw. es wird Geduld gefordert, da auch gerne mal mehrfach validiert wird
Schlussendlich finden die jungen Menschen aber den für sich optimalen Weg im Kollektiv, auch weil sie Neuem gegenüber offen sind (dies kann natürlich auch daran liegen, dass noch wenig bis keine schlechten Erfahrungen gemacht wurden). Diese Offenheit ist aber zwingend notwendig, um sich den immer wieder neuen Eindrücken optimal anpassen zu können.
Daher kann man in der Erziehung von einem Prozess der gegenseitigen Annäherung mit dem Ziel einer gemeinsamen Weiterentwicklung sprechen. Sowohl Wertevermittler/in als auch junger Mensch müssen hier Zugeständnisse machen und offen für neue Erkenntnisse sein. So werden auch Eltern immer von ihren Kindern mit erzogen, denn nur so ist die „Zusammenarbeit“ gesichert.
Erziehung in der Digitalisierung
Was hat dies mit Digitalisierung und der Zusammenarbeit in der Digitalisierung zu tun?
Meiner Meinung nach herrscht im Rahmen der Digitalisierung in den Unternehmen ein wesentlicher Werte-Konflikt. Dies ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass das Ziel der Digitalisierung nicht bekannt ist. Das Projekt Digitalisierung ist damit eigentlich ein Projekt, bei dem man alles nur falsch machen kann. Normalerweise haben Projekte immer ein Ziel, eine Anforderungsliste aus der Maßnahmen abgeleitet werden können oder zumindest einen Zeitplan. Digitalisierung hat das nicht Darüber hinaus muss Digitalisierung von allen Beteiligten gewollt werden. Ähnlich der Erziehung ist ein Zusammenspiel aller Parteien notwendig. Es sind die Zugeständnisse in den Werteanpassungen jedes einzelnen notwendig, die zu Beginn der Digitalisierung noch gar nicht bekannt waren oder erarbeitet werden müssen, was oftmals auch einen erheblichen Zeitaufwand bedeutet.
Digitalisierung das Un-Projekt
Die Digitalisierung erfordert von jedem von uns, dass wir uns in unser Kindesalter zurückversetzen und trotzdem verantwortungsbewusst handeln. Wir müssen Werte hinterfragen, neu definieren, eigene Erfahrungen machen und scheitern, damit wir validieren und adaptieren können.
Dies stellt die wahrscheinlich größte Herausforderung in Unternehmen dar: Alles, was bisher hervorragend funktioniert hat, was über Jahre aufgebaut wurde, was eine eigene Kultur entwickelt hat, muss zum einen hinterfragt und auf den Prüfstand gestellt werden und zum anderen müssen alle daran Beteiligte involviert werden und selbst reflektieren, sich Gedanken machen und hinterfragen, ob die eigenen Herangehensweise immer noch zeitgemäß bzw. für die Digitalisierung geeignet sind.
- Das habe ich aber schon immer so gemacht!
- Das kann ich nicht, deshalb versuche ich es auch nicht!
- Warum soll ich das machen, es besteht ein Risiko, dass ich es nicht schaffe?
- Die anderen machen es auch so!
Haben Sie diese Sätze schon mal von Ihrem Kind gehört? Dann bin ich mir relativ sicher, dass Sie Ihrem Kind umgehend sagen:
- Aber nur weil es so schon immer war, ist es doch nicht gleich gut, oder?
- Probiere es doch mal, wenn es dann nicht klappt, bist Du Dir wenigstens sicher?
- Wenn Du es nicht schaffst, dann ist es nicht schlimm!
- Nur weil es die anderen so machen, muss es doch nicht gleich gut sein!
Ähnlich ist es mit der Digitalisierung. Wir müssen wieder wie Kinder denken und uns im Team der Digitalisierung hingeben. Eigentlich sind wir irgendwann in unserem Leben immer an einem Punkt, an dem wir feststellen, dass wir etwas noch nicht gemacht haben und dann kann man es entweder versuchen oder man bleibt in seiner Routine gefangen.
Selbstreflexion und die Komfortzone
Wenn wir unsere Kinder als Beispiele für die erfolgreiche Bearbeitung des Prozesses Erwachsen werden nehmen und davon ausgehen, dass dieser Prozess fortlaufend ist, weil wir immer erwachsener werden, dann wird klar, dass Kinder die perfekten Vorbilder für das Verhalten in der Digitalisierung sind.
Wir müssen unser eigenes Handeln immer wieder hinterfragen, immer wieder neugierig sein und wenn möglich, die eigene Komfortzone zur Not auch mit Hilfe verlassen, da wir nur so erhebliche Fortschritte machen. Ein Kind, welches nie vom Startblock springt, weil es dies nicht ausprobieren möchte, wird nie auf einem 3-Meter-Brett stehen. Daher bin ich der Ansicht, dass Digitalisierung nicht nur mit hervorragenden Arbeitsbedingungen, der perfekten Strategie, dem Informationsfluss zu den Mitarbeiter/innen oder einem tollen Team funktioniert. Sämtliche Beteiligten müssen sich auch immer wieder hinterfragen und selbst reflektieren, um herauszufinden, ob es eine neue Möglichkeit gibt, die eigene Komfortzone zu verlassen.
Falls diese Chance vorhanden ist, dann gilt ganz klar: Machen! Vom Startblock springen und dann über das 3-Meter-Brett nachdenken und nicht vorher schon.
Falls Sie dies ähnlich sehen oder auch nicht, freue ich mich auf jeden Fall über Ihre Kommentare.